BAZ_Jahresbericht 2022

spezifische Bedürfnisse oder Lernschwierigkeiten Nachholbedarf im Bereich Basisbildung sprachliche Barrieren Gesetzeskonflikte, erhöhtes Aggressionspotential

und ein Vorfall mit der WEGA im ersten Halbjahr veranlassten uns, weitere Präventivmaßnahmen zu treffen. Mit Unterstützung von externen Einrichtungen konnten wir der Zielgruppe regelmäßige Workshops zu den Thematiken Gewaltprävention, Aggressions- abbau und Respekt anbieten. Die Abbruchquote von 31% bezog sich 2022 in den meisten Fällen auf Fehlzeiten oder fehlende Teilnahmefähigkeit, die sich zumeist durch uneinsichtiges, unreifes oder ablehnendes Verhalten äußerte. Im Zuge zahlreicher Exkursionen konnten die Teilnehmer:innen diverse Unternehmen, Überbetriebliche Ausbildungsbetriebe und sonstige Einrichtungen kennenlernen und Erfahrungen sammeln. Die Vernetzung des Berufswerkstatt-Teams und der Austausch mit arbeitsmarktpolitischen Stellen trugen ebenso wie projektbezogene Kooperationen mit Kolleg:innen aus diversen Jugendeinrichtungen dazu bei, die Zielgruppe nachhaltig zu fördern. Sowohl im Rahmen des internen Austausches, z.B. in der Ju- gendwerkstatt-Tischlerei und im Bereich Metallbearbeitung des BAZ 1, als auch bei externen Einrichtungen (Weidinger&Partner, ipcenter.at GmbH, ibis acam, Jugend am Werk, ÖJAB usw.) sammelten die Jugendlichen Erfahrung und lernten die jeweiligen Betreuer:innen vor Ort kennen. Hervorzuheben war die gute Zusammenarbeit mit dem ZobaEck und mit wienwork in der Seestadt. Hier konnten viele Teilnehmer:innen in ihr Berufsfeld „hineinschnuppern“ und zeitnah einsteigen. Die Planung für 2023 – regelmäßige Einstiege in die Berufswerk- statt, dieselbe Verweildauer aller Kurse und eine erhöhte Zahl an Infotagen über das gesamte Jahr verteilt – ermöglicht die zielgrup- penadäquate Zubuchung und Betreuung im Jahr 2023. Die enge Vernetzung und Kooperation mit Überbetrieblichen Ausbildungsstellen und weiteren Einrichtungen der Wiener Ange- botslandschaft sollen auch 2023 bestehen bleiben. Die präventiven Maßnahmen der Einrichtungen Sprungbrett und der Männerberatung werden aufgrund der hohen Notwendigkeit am Anfang der Durchgänge dauerhaft angeboten. Durch die Erkenntnisse aus dem Modul Basisbildung und aufgrund der gehäuften Rückmeldungen in den Erprobungsberichten wird die Berufswerkstatt verstärkt auf die internen Basisbildungsangebote setzen. Fehlende oder unzureichende (Schul)-Bildung kann in der kurzen Zeit nicht aufgeholt werden, jedoch weckt die Berufswerkstatt mithilfe von zusätzlichen Lernsettings und individualisiertenAngeboten das Interesse der Jugendlichen für Bildung und derenBerufslaufbahn. Die individuellen Problemlagen der Jugendlichen erhöhen den Bedarf an Beratungen im sozialpädagogischen Einzelsetting. Aufgrund der begrenzten räumlichen Ressourcen wird die bauliche Teilung eines Kursraumes angedacht, um in Zukunft ein zusätzli- ches Büro für Einzelgespräche zur Verfügung zu stellen. C. AUSBLICK FÜR 2023

a.2 PROJEKTZIELE

Die Teilnehmer:innen der Berufswerkstatt sollen durch praktische Berufsorientierung zu einer realistischen Einschätzung der eigenen Fähigkeiten gelangen und ihre Berufswünsche in den Werkstätten sowie durch Erprobungen festigen. Die Projektziele wurden zu Beginn des Jahres 2022 folgendermaßen definiert: 400 Einstiege pro Jahr Praktische Berufsorientierung und berufsspezifische Basis- bildung als Vorbereitung für den 1. Arbeitsmarkt sowie für die Überbetriebliche Lehrausbildung Sozialkompetenztraining Erprobungsvereinbarung für Angebote Überbetrieblicher Aus- bildungsträger, vor allem in den Bereichen Verlängerte Lehre (ÜBV1) und Teilqualifizierung (TQU2) Insgesamt buchte das AMS 907 Jugendliche zu, 531 Jugendliche erschienen schließlich zu den Infotagen, wobei der letzte Infotag im Jahr 2022 mit 35 anwesenden Personen bereits als Vorbereitung für 2023 stattfand. 442 Einstiege konnte die Berufswerkstatt in Folge verzeichnen, demnach 42mehr als die Jahresvorgabe (400) umfasst. Um die Bedürfnisse der Jugendlichen besser zu verstehen, wurde erstmals eine detaillierte Zielgruppenanalyse durchgeführt. Dies brachte Klarheit über die prekäre Notlage mancher Teilnehmer:in- nen und eine schlüssige Erklärung für deren Schwierigkeiten auf dem Weg ins Berufsleben. Das aufschlussreichste Ergebnis war die Anzahl an Personen mit „schwerwiegenden vermittlungs- bzw. berufshinderlichen oder -erschwerenden Problemlagen“: 30% haben eine entsprechende Problemlage, 24% haben in mehreren Bereichen Schwierigkeiten, wie z.B. massive Lernschwierigkeiten, psychische und physi- sche Diagnosen und/oder schwierige Wohnsituationen. Einige (ca. 10% davon) haben Suchtproblematiken, Trau- mata oder Gewalt- bzw. Fluchterfahrungen. Trotz dieser Herausforderungen erhielten 292 Personen eine er- folgreiche Berufsorientierung, d.h. 66% aller Jugendlichen hatten einen regulären Kursabschluss und konnten ihren Berufswunsch festigen. Besonders erfreulich waren die Vermittlungsquote und die hohe Zubuchungsrate zu den ÜBA-Maßnahmen. 69 Perso- nen wurden direkt vom Kurs aus vermittelt: ob in weiterführende AMS-Angebote oder in Lehrausbildungen. 302 Erprobungen wurden 2022 gebucht, wobei 104 Personen diese erfolgreich absolvierten sowie die Chance auf eine ÜBA-Lehrstelle erhielten. Jugendliche wählten vor allem Lehrstellen aus dem Angebot der Berufswerkstatt aus – unter den Favoriten waren heuer Maler:in & Beschichtungstechniker:in und Friseur:in. Obwohl die Zielgruppe der Berufswerkstatt in vielen Bereichen Nachreifung und intensive Betreuung benötigt und Regelverstöße oder unangebrachtes Verhalten auch 2022 oftmals an der Tages- ordnung standen, mussten nur 12 Teilnehmer:innen aus disziplinä- ren Gründen den Kurs vorzeitig beenden. Mehrere Polizeieinsätze B. DAS KURSGESCHEHEN 2022

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 JAHRESBERICHT BERUFSWERKSTATT

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