BAZ-Jahresbericht 2023

VORWORT

Der Umbau der österreichischen Wirtschaft hin zu einer nach- haltigeren Wirtschaftsweise bringt einen tiefgreifenden Struk- turwandel mit sich, der auch auf den Arbeitsmarkt einwirkt. Verbunden damit ändern sich die Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten. Diese Feststellung wird Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, vermutlich nicht überraschen und würde in der Onlinemedienwelt sicherlich nicht als „Clickbait“ bezeichnet werden: Schließlich sind die Termini „Green Jobs“ bzw. „Green Skills“ schon seit geraumer Zeit nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion wegzudenken. In der jüngeren Vergangenheit waren mit diesen Begrifflichkeiten aber mitun- ter die falschen Bilder im Kopf verknüpft bzw. lag der Fokus häufig auf grünen Qualifizierungsprofilen, die einen höheren, meist universitären Bildungsabschluss erfordern. Wie Sie im diesjährigen Jahresbericht des Berufsausbil- dungszentrum (BAZ) des BFI Wien lesen werden, ist diese Einschätzung aber viel zu kurz gegriffen! Denn: Kompetenzen zu nachhaltigem Handeln sind nicht nur in der Forschung, sondern in noch höherer Dringlichkeit in jenen Berufen ge- fragt, die diese Entwicklungen dann in den Alltag übertragen. Und diese werden nicht zuletzt in den Werkstätten des BAZ unterrichtet. Das gilt sowohl für jene Jobs, die im Zuge der grünen Trans- formation neu entstanden sind, als auch für viele Lehrberufe mit Tradition: So wurden 2023 im BAZ nicht nur die neue überbetriebliche Lehrausbildung „Sonnenschutztechnik“ gestartet, sondern in fast allen technischen Ausbildungen weitere „Green Technology“-Module implementiert. Bestes Beispiel: Die Facharbeiter:innen-Intensivausbildung (FIA) Elek- troanlagen- und Betriebstechnik wurde um das Spezialmodul Erneuerbare Energien ergänzt und die FIA Installations- und Gebäudetechnik sowie die FIA Elektroinstallationstechnik erhielten neue Module im Bereich Klimaschutz. All diese Ausbildungen verbindet somit nicht nur das Prädikat „Kli- maschutzausbildung“, sondern auch die Tatsache, dass Personen in der halben Ausbildungszeit zum Lehrabschluss geführt werden können – und so der Wirtschaft in kurzer Zeit als top-qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Der Faktor Zeit ist dabei ein ganz Wesentlicher. Bis 2040 will Wien klimaneutral sein – und dafür werden noch tausende weitere Umweltfachkräfte – etwa für den Heizungstausch, die Gebäudesanierung oder den Erneuerbaren-Ausbau – benötigt. Das BAZ leistet hier mit jährlich mehreren hundert Absolvent:innen einen wertvollen Beitrag! Der jüngste ausbildungstechnische Neuzugang am Berufs- ausbildungszentrum verspricht zudem nicht nur die Zahl der Absovent:innen in Klimaberufen noch zusätzlich zu steigern, sondern auch einen wertvollen Beitrag hinsichtlich rascher Integration zu leisten: Im von AK Wien, AMS Wien und waff initierten Öko-Booster-Projekt werden Spracherwerb und Fachausbildung miteinander verwoben, statt sie vonein-

ander losgelöst, sequentiell anzugehen. Einerseits wird so die „Stehzeit“ zwischen Sprach- und Berufsausbildung ver- mieden. Andererseits zeigen zahlreiche Studien, dass der Spracherwerb zügiger voranschreitet, wenn er im Zuge eines praktischen und theoretischen Fachunterrichts erfolgt. Eine absolute Win-Win-Situation. Projekte wie diese – aber natürlich auch die vor zehn Jah- ren am BAZ eröffnete erste Ausbildungs-Elektrotankstelle Österreichs, die vollständig auf erneuerbaren Energien ba- siert – zeigen, dass die Lehrausbildung – sei es in Form der Facharbeiter:innen-Intensivausbildung oder der Überbe- trieblichen Lehre – mehr als nur ein Bildungssystem ist. Es ist ein zukunftsfähiges Modell, das Wissen und Fertigkeiten vermittelt und gleichzeitig eine Perspektive in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt bietet. Mit der kontinuierlichen An- passung an die Bedürfnisse der Gesellschaft und die enge Verbindung mit den Wiener Betrieben, stellen wir sicher, dass die Fachkräfte von morgen für die Herausforderungen und Chancen einer globalisierten Welt gerüstet sind und die heimische Wirtschaft auf bestens vorbereitete Fachkräfte zurückgreifen kann. Möglich machen das viele kompetente und engagierte Mitar- beiter:innen – Trainer:innen, Sozialpädagog:innen und Verwal- tungskräfte gleichermaßen –, die am BAZ dafür die idealen Rahmenbedingungen schaffen. Und der folgende Jahresbe- richt ist ein eindrucksvoller Beleg dessen!

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen

Mag. Christian Nowak Geschäftsführer BFI Wien und Geschäftsbereichsleiter BAZ

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