Jahresbericht 2021/22

Eine Kooperation zwischen den Schü- ler:innen der Klasse 1ADV der Schule für Informatik des BFI Wien und Bil- dungsgrund. Agentur für Kultur- und Medienpädagogik KG. Aufgrund einer Einreichung beim OeaD wurde dieser Workshop fi nanziert und in drei Mo- dulen im März und am 7. April 2022 durchgeführt. Warum brauchen Männer Feminismus oder sogar Technofeminismus und was bedeutet das überhaupt? Wer ist da aller mitgemeint und wer fühlt sich tatsächlich angesprochen? Gemein- sam mit den Kulturvermittler:innen Elisabeth Lehner und Setara-Anna Lo- renz von Bildungsgrund setzen sich die überwiegend männlich gelesenen Schüler:innen der EDV Schule Wien mit ihrer eigenen Sicht auf Feminismus und noch genauer Feminismus mit Be- zug auf Internet und IT auseinander. Die Schüler:innen konfrontieren ihre eigene Sicht auf Feminismus und to- xische Männlichkeit, beschäftigen sich mit den Errungenschaften von Frauen für Wissenschaft und Technik und be- fassen sich mit technofeministischer Theorie. Genau genommen geht es um eine Auseinandersetzung mit den feministischen Prinzipien des Internets, welche von 52 Aktivistinnen aus den Bereichen Frauenrechte, Sexualität, Digitale/Internetrechte und intersekti- onaler Feminismus erarbeitet wurden und in einer Übersetzung von Cor- nelia Sollfrank gemeinsam re fl ektiert werden. Diese wurden dem Buch „Die schönen Kriegerinnen”, das 2018 vom transversal texts Verlag herausgege- ben wurde, entnommen. Gedanken, Eindrücke und Ergebnis- se der eigenen Recherche und der Diskussion in der Gruppe werden anschließend von den Schüler:innen in Form von kurzen Videoclips in die Sprache von gängigen Internetmedien übersetzt. Gemeinsam setzen sie sich für ein feministisches Internet und eine feministische Gesellschaft ein. Für den Abschluss und eine kleine Präsentati- on mit anschließender Diskussion zum Thema besuchten uns der Direktor der Schule Herr Dir. Mag. Johann Karner und die Quantenphysikerin Frau Univ.- Prof. Dr. Beatrix Hiesmayr (Universität Wien) den Unterricht. Dieses Projekt bot den Teilnehmenden die Möglichkeit Themen zu bespre- TECHNOFEMINISMUS für Männer & Nerds

chen, die üblicherweise unter Män- nern wenig oder gar nicht besprochen werden können. Vielen Fragen und o ff enen Diskussionen über teilweise noch tabuisierte Themen wurde Raum gegeben. Auch den Besuch der Quan- tenphysikerin nutzten sie, um Fragen über gesellschaftliche und beru fl iche Erwartungen und Vorurteile im Bezug auf Frauen in der Wissenschaft zu stel- len, oder auch nachzufragen, wann denn nun der erste Quantencomputer in unsere Klassenzimmer und Haushal- te einziehen könne. Frau Univ.-Prof. Dr. Hiesmayr berichte- te, dass sich seit ihrer Studienzeit viel geändert habe in Bezug auf die Teil- habe von Frauen an Wissenschaft und Technik und dass Projekte wie diese einen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten würden. Nun zur eigentlichen Frage des Pro- jekts: Was bedeutet Technofeminismus undbrauchenwir ihnwirklich?Techno- feminismus, wie er im Kontext des Pro- jekts verstanden wird, arbeitet aktiv an einer Demontierung patriarchaler Formen und einer Rekonstruktion des digitalen Raums im Sinne von Gleich- berechtigung. Wir meinen hier nicht nur gleiche Rechte für Mann und Frau, sondern Personen verschiedener Rea- litäten, Kontexte und Besonderheiten - einschließlich Alter, Behinderungen, Sexualitäten, Geschlechtsidentitäten und Ausdrucksformen von Geschlecht, sozioökonomischer Verortung, politi- scher und religiöser Überzeugungen, ethnischer Herkunft und rassi fi zieren- der Zuschreibungen. Diese inklusive De fi nition entstammt ebenfalls dem Diskurs feministischer Hacker:innen aus dem Buch “Die schönen Kriegerin- nen”undwurde von uns für das Projekt übernommen. Heutzutage konsumieren, agieren und kommunizieren wir zu einem großen Teil über das Internet und soziale Me- dien. Soziale Medien wurden zu einem Ort der sozialen Ausverhandlung, der Meinungsbildung und des Wissenser- webs und dieser prägt unsere Sicht- weisen und Weltanschauungen. Es geht nicht nur darum, einen sicheren Raum für oben genannte Personen im Internet zu scha ff en, sondern vor allem um die Teilhabe an, in und durch Me- dien. Prof. Franz Ramskogler

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