BAZ_Jahresbericht_2021

St andortvorstellung BAZ 6 5

Die Geschichte unseres nächsten Standorts in der Guglgasse führt zurück ins Jahr 1893, als vom damaligen Wiener Gemein- derat beschlossen wurde, mit dem Bau des ersten städtischen Gaswerkes sowie eines dazugehörigen Rohrnetzes zu begin- nen. Der Grund dafür resultierte aus einer stark gestiegenen Nachfrage nach Gas bedingt durch die Beleuchtung der Wiener Ringstraße. In den Jahren 1896-1899 wurde auf einem riesigen Areal am rechten Donaukanalufer das damals größte europäische Gaswerk Simmering mit einer Tageskapazität von 432.000 m³ erbaut. Das zentrale Ofenhaus umfasste 1.620 Retorten zur Kohlevergasung, pro Retorte konnten 250 kg Kohle pro Tag umgesetzt werden und so in Summe pro Tag 432.000 m³ Stadtgas erzeugt werden. Durch den rasch steigenden Gaskonsum wurde in den folgen- den Jahren die Anlage immer weiter ausgebaut. 1908 wurde der Gasbehälter 5 errichtet, der größte Behälter auf dem Gelände. Während das erzeugte Gas zunächst ausschließlich für Be- leuchtungszwecke verwendet wurde, erweiterte sich ab 1910 die Nutzung auch auf private Haushalte (Gasherde, Heizgeräte). Der Ausbau des Gaswerks setzte sich kontinuierlich fort: es folgte der Übergang zur mechanischen Beladung der Öfen mit Kohle (1912), die Errichtung von fünf BBC-Dampfturbinen- gebläsen (1926–1928), eine neue Verbundofenanlage (1935), eine neue Koksbrech- und Sortieranlage (1939). Die Umstellung auf Erdgasversorgung mit ihrer Speicherung in unterirdischen Behältern machte die alten Gasbehälter überflüssig, weshalb diese Ende der 60iger Jahre stillgelegt wurden. Ab diesem Zeitpunkt wurden die riesigen Gasbehälter noch als Lagerstätten für das Erdgas genützt und 1968 der neue Schrauben-Gasbehälter (Gasometer 6) mit einem Fas- sungsraum von 300.000 Kubikmetern - der größte seiner Art in Europa - in Betrieb genommen.

Der größte Gasbehälter 5 wurde in den Jahren 1980–1982 abgerissen. Die Außerbetriebnahme der Gasbehälter 1 bis 4 erfolgte in den Jahren 1985-1986. Der Schrauben-Gasbehälter 6 wurde 1987 demontiert. Nach der Stilllegung wurden die Behäl- terglocken ab- und ausgebaut, zurück blieben gewaltige Dome, jeder so groß, dass das Wiener Riesenrad bequem Platz hätte. Bereits 1978 wurden die Ziegelbehälter als Industriedenkmale unter Denkmalschutz gestellt, in den 80er Jahren begannen Überlegungen für andere Nutzungsmöglichkeiten und erste Renovierungen. 1988 dienten die Gasometer als Location für die Ausstellung „100 Jahre Sozialdemokratie“, danach auch als Location für einige Rave- und Techno-Events mit einem besonderen Klangerlebnis, aufgrund des Baustiles der Gaso- meter. Das ehemalige Gaswerk diente ebenfalls mehrfach als Filmkulisse. 1995 fanden Wettbewerbe zur Ideenfindung für die Zukunft der Gasometer statt. Die Stadt Wien entschloss sich für die Realisierung einer gemischten Nutzung mit Wohnen, Arbeiten und Entertainment, bestehend aus Wohnungen, einem Studen- tenwohnheim, Büros, einem Einkaufszentrum und einem Kino. Vier Architekten erarbeiteten jeweils für einen der Gasometer die Umgestaltung, die von 1999 bis 2001 realisiert wurde. Die Innereien der Gasometer wurden während der Revitalisierung entfernt – lediglich die Ziegelaußenmauern und die Dachstühle blieben bestehen. Am 30. September 2001 fand schließlich die feierliche Eröffnung der neu gestalteten Gasometer statt, die Wohnungen konnten bereits beginnend mit Mai 2001 bezogen werden. Das BAZ quartierte sich bereits im Jahr 2017 mit der Lernwerk- statt im Gasometer C ein, gefolgt im Jahr 2021 von CodersBay Vienna, so dass die eingemietete Fläche seit diesem Zeitpunkt ein ganzes Stockwerk umfasst.

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5. STANDORTVORSTELLUNG: BAZ 6

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